Bronzezeit im Landkreis Gifhorn

Das umfangreiche steinzeitliche Material in den Museen und Privatsammlungen ist auf bronzezeitliche Objekte bislang nicht abschließend überprüft worden. Nach einer groben Durchsicht scheint der Anteil an eindeutig bronzezeitlichen Typen gering zu sein. Es handelt sich dabei um Flint-Pfeilspitzen und Felsgesteinäxte sowie Rillensteine. Unter dem sehr geringen Fundanteil aus organischem Material befinden sich zwei Geweihäxte, für die eine bronzezeitliche Datierung in Betracht kommen kann. Bronzezeitliche Keramik ist als solche nur aus der Übergangszeit zur Eisenzeit in der Tradition der Urnenbestattungen bekannt. Als einzige greifbare Quelle für die gesamte Bronzezeit bleiben nur die Metallfunde. Es konnten schließlich 48 Fundstücke mit sicherem Fundort aus 35 Gemarkungen des Landkreises Gifhorn erfaßt und ausgewertet werden.

Mit diesen Fundobjekten ist die Bronzezeit im Landkreis Gifhorn in ihren verschiedenen Perioden vollständig vertreten. Die kulturellen Einflüsse kommen von außen aus dem Westen, Norden und Osten.

 

Nach Lage der Fundorte lassen sich drei Fundschwerpunkte erkennen. Sie liegen im Norden zwischen Sprakensehl und Wittingen, im Südwesten entlang des Okertales und im äußersten Osten des Boldecker Landes. Es handelt sich hierbei um Räume, die bereits frühzeitig landwirtschaftlich genutzt worden sind. Die fundleere Fläche westlich der Ise ist erst in jüngerer Zeit intensiv bewirt-schaftet worden bzw. liegt unter größeren Waldflächen. Östlich der Ise ist die Fundleere durch das "Große Moor" zu erklären. Das fundleere Gebiet im Südosten wurde wie der südwestliche Bereich bereits frühzeitig intensiv genutzt. Forschungsgeschichtliche Ursachen oder tatsächliches Fehlen von Funden können diese Lücke begründen.

 

Die frühe Bronzezeit (Per.Mont. I) ist durch Flachbeile belegt. Da die näheren Fundumstände unbekannt sind und dieser Beiltyp weit gestreut vorkommt, lassen sich kulturelle Beziehungen nicht daran festmachen.

Lanzenspitze, Ahnsen

Der Beginn der älteren Bronzezeit (Per.Mont. II) wird durch das Auftreten der Schlichten Absatzbeile der Per.Mont.II gekennzeichnet. Im Verbreitungsgebiet dieser westeuro-päischen Beilform liegen die Funde im Grenzbereich der östlichen Ausdehnung.

Diesem kulturellen Einfluß aus dem Westen folgt, anfangs noch zeitgleich, dann aber jünger (Per.Mont. II und III), der Einfluß aus dem Norden. Besonders die Norddeutschen Absatzbeile, Lanzenspitzen vom Lüneburger Typ und die Lüneburger Beinringe zeigen die Beziehungen zur Kulturprovinz Ilmenau, in deren südlichen Bereich der Landkreis Gifhorn durch das Ilmenau-Quellgeniet mit einbezogen ist.

In der jüngeren Bronzezeit (Per.Mont. IV-V) weisen die vorhandenen Bronzen auf kulturellen Einfluß aus den östlichen Räumen hin. So gehen die Tüllenbeile fast alle auf Formen des Lausitzer Tüllenbeiles zurück. Die Plattenfibel und der Doppelknopf zeigen beim Schmuck, daß hier der Gifhorner Raum westlichste Verbreitungsgrenze östlicher Einflüsse ist. Dies setzt sich bis in die frühe Eisenzeit (Per.Mont VI) fort.

 

(leicht veränderter Auszug aus: Klaus J. Borchert, Katalog der bronzezeitlichen Funde aus dem Landkreis Gifhorn. In: Die Kunde N.F. 41/42, 1990/91, S.223-250)